12 Jun Von Anfängen und Vom ersten Mal
Keiner ist als Meister vom Himmel gefallen. Irgendwann gibt es bei allem „das erste Mal“. Die ersten Schritte, der erste Schultag, der erste Kuss, die erste eigene Wohnung … Und so oft haben wir vor diesem ersten Schritt Angst. Wir fürchten uns vor dem Neuen, dem Unbekannten. Wir wollen keinen Fehler machen. Aber was ist das eigentlich – ein „Fehler“? Gibt es das überhaupt?
Ich habe mich heute an eine Geschichte aus den Anfängen meiner Reporterzeit erinnert, die ich gerne hier mit dir teilen möchte: Ich habe damals für einen Internetsender in Stuttgart gearbeitet. Wir waren ein kleines Team und fast bei jedem Promi-Event in Stuttgart mit dabei. So auch bei einer Promotion-Gala eines großen deutschen Automobilherstellers. Zu Gast war auch Daniel Aminati, ein deutschlandweit bekannter TV-Moderator. Mein Auftrag lautete: Hole dir von Daniel O-Töne zum Thema „Auto“. Da ich von diesem Thema keine Ahnung hatte und wir sehr kurzfristig zu diesem Event gefahren sind, musste ich wieder einmal improvisieren:
Tina: „Daniel – was waren den bisher deine schönsten Erlebnisse in einem Auto?“
Daniel: Schweigen. Schweigen. Schweigen. Eingefrorenes Gesicht.
Ich verstand gar nichts. Mein Chef, wie immer sehr direkt und ohne große Rücksicht auf andere stöhnte laut hinter der Kamera auf: „Das gibt es doch nicht! Wie kann man nur so eine blöde Frage stellen!“
Ich stand völlig auf dem Schlauch und konnte mir nicht erklären, was hier los war. Daniel lächelte schließlich verschmitz und antwortete diplomatisch: „Dazu sage ich jetzt glaube ich nichts…“
Erst Stunden später fiel bei mir endlich der Groschen… (Hier ein kleiner Tipp: Auto…schönstes Erlebnis…erstes Mal…jetzt?). War das jetzt ein „Fehler“? Ich weiß es nicht. Acht Jahre später habe ich über 1000 Interviews geführt. So etwas ist mir nie wieder passiert. Meine Freude am Gespräch und am Kontakt mit Menschen wurde mir dadurch nicht genommen. Ganz im Gegenteil. Das einzige, war mir damals zu schaffen gemacht hatte, war die Reaktion meines Chefs. Aber solange wir im Umgang miteinander respektvoll und wertschätzend bleiben, ist doch alles in Ordnung.
Lasst uns bitte alle mehr Fehler machen! Warum? Damit wir uns endlich die Freiheit schenken, Dinge auszuprobieren, zu lernen und ja – über uns hinauszuwachsen. Ich würde mir wünschen, dass Lehrer unter einem falsch geschriebenen Wort zukünftig vielleicht nicht nur den Rotstift ansetzen, sondern auch das kreative Potential hinter einer „falschen“ Wortkreation sehen. Auf uns! Auf unsere Fehler! Auf unsere Unvollkommenheit!